Ela Neidhart MSc
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Was ist Schizophrenie?
Häufig schildern KlientInnen, die zu mir kommen, sie hätten das Gefühl, ihre Gedanken würden für alle sichtbar oder greifbar sein. Viele beschreiben, dass eine Situation rasch "zu viel" werden kann, da das Gefühl unterträglich werde, so viele Reize auf einmal bewältigen zu müssen (Licht, Zuhören, mehrere Menschen). Viele Betroffene nehmen Stimmen wahr, die andere nicht wahrnehmen, meist sind diese Stimmen kritisierend und abwertend. Manche KlientInnen erzählen von Körperwahrnehmungen, wo sie sich oder Teile ihres Körpers nicht oder verzerrt spüren, andere berichten von quälenden inneren Phenomänen ("Ich werde von Würmern aufgefressen", "Ich habe ein Loch im Bauch") Manchmal sind diese Symptome immer mehr oder weniger latent vorhanden, manchmal verdichten sich die Belastungen und führen zu einer sogenannten Psychose oder psychotischen Episode.
Schizophrenie ist eine weit verbreitete Krankheit, sie tritt weltweit auf, ungefähr ebenso häufig wie Diabetes. Und ähnlich wie bei Diabetes ist auch bei Erkrankungen aus dem schizophrenen Formenkreis häufig eine lebensbegleitende medikamentöse Behandlung notwendig. Schwierig ist auch für viele Betroffene, dass es keine klare Progognose für den Verlauf gibt. Ungefähr ein Drittel der Menschen, die eine Psychose durchleben, leben nach einer Behandlung symptomfrei. Bei einem weiteren Drittel treten mehrere Episoden auf, mit Psychotherapie und medikamentöser Unterstützung ist eine gute Lebensqualität möglich (Beruf, Familie). Bei einem weiteren Drittel kommt es immer wieder zu psychotischen Episoden, die Belastbarkeit sinkt und führt meist zu einschneidenden Veränderungen im eigenen Lebensentwurf.
Als Ursache der Erkrankung sieht die Fachwelt heute das sogenannte Vulnerabilitäts-Stress-Modell bei dem biologische und psychosoziale Faktoren als Auslöser gesehen werden. Wobei die biologischen Faktoren durch neuere Forschungen gegenüber den psychosozialen Faktoren (belastende Lebensereignisse) in den Hintergrund treten. Dabei sind es vor allem Ich-Entwicklungsdefizite (z.B. durch Vernachlässigung), die es wahrscheinlicher machen, an Schizophrenie zu erkranken. Dem derzeit aktuellen Diathese-Stress-Modell (nach Zubin, Ciompi) zufolge sind es bestimmte Belastungssituationen, die im Zusammenwirken mit anderen ungünstigen Faktoren bei Menschen mit einer angeborenen Disposition ("Anfälligkeit") für psychische Erkrankungen zum Ausbruch einer schizophrenen Psychose führen können.